Die alte Eiche §Kennst du das Geräusch, wenn der Regen sanft auf ein Blätterdach fällt? Wenn die staubgeladene Luft mit einem Mal diesen ganz besonderen Duft hat? Wenn Regentropfen groß und schwer an der Spitze der Blätter hängen, sich immer länger strecken, als wollten sie niemals loslassen und...
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Die alte Eiche §Kennst du das Geräusch, wenn der Regen sanft auf ein Blätterdach fällt? Wenn die staubgeladene Luft mit einem Mal diesen ganz besonderen Duft hat? Wenn Regentropfen groß und schwer an der Spitze der Blätter hängen, sich immer länger strecken, als wollten sie niemals loslassen und dann mit einem fast hörbaren Plopp auf das nächste Blatt fallen?§Wenn sich dann die Wolken verziehen und während der letzten fallenden Tropfen ein Regenbogen ganz weit in der Ferne erscheint, dann überzieht ein Strahlen dein Gesicht. Und du meinst, du müsstest nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. Doch je weiter du auf ihn zugehst, desto weiter entfernt er sich von dir. Aber die Freude, wenn sich die Farben in den Regentropfen zeichnen, die bleibt.§Und manchmal fällt dann ein vorwitziger Sonnenstrahl so in einen dieser Regentropfen, dass er abgelenkt wird und auf jemanden trifft, ihn an der Nase kitzelt, und ... aber damit sind wir schon in meiner Geschichte. Und vorgreifen will ich nicht ...§Es war einer dieser Morgen nach einer heißen Nacht, die gar keine Abkühlung bringen wollte. Die ganze Nacht hatte Steinwart Wurzelknopf sich in seinem Bett aus Farn hin und her gewälzt und so gar nicht gewusst, was denn nun der Anlass für seine Schlaflosigkeit war. Hatte ihm die schwüle und heiße Nacht den Schlaf geraubt, war es das letzte Pfeifchen mit starkem Tabak am Abend gewesen? Oder vielleicht doch seine wunden Schienbeine, die über und über mit blauen Flecken übersät waren. Und während er noch seinen Gedanken nachhing, da traf eben dieser Sonnenstrahl von dem ich gerade erzählt hatte auf seine Nase, kitzelte ihn und löste einen dermaßen gewaltigen Nieser aus, dass der Blättervorhang aufflog und sein Weib Hyazintha ganz erschrocken ihren Kopf ins Schlafgemach steckte, um nachzusehen, ob etwas passiert war. Sie sah so erschrocken aus, dass Steinwart lachen musste. 'Liebes Weib, es ist alles in Ordnung. Die Sonne wollte mir nur eben bedeuten, dass es Zeit sei für alte Zwerge das Bett zu verlassen!' Und murmelte zu sich selbst: 'Auch wenn mir das von Tag zu Tag schwerer fällt.' Und damit schwang er seine Beine aus dem Bett, machte sich frisch und schlurfte humpelnd an den Frühstückstisch. 'Alterchen, mach nicht so ein mürrisches Gesicht. Dein Tagwerk wartet nicht. Also, auf jetzt und deine Beine werde ich gleich noch einmal einreiben. Ich habe da ein neues Mittel von unserer Kräuterkundigen bekommen ' §Steinwart hörte ihr schon gar nicht mehr zu, denn im Grunde seines Herzens war er ein arger Morgenmuffel und freute sich schon auf die Ruhe und die Dunkelheit seiner unteririschen Höhle, in der er Tag für Tag seiner Arbeit nachging und Erzadern freilegte. Wenn das Licht seiner Grubenlampe auf die schimmernden Flüsse im Gestein fiel und Quarze oder auch edlere Metalle zeigte, dann war es für ihn das höchste Glück.§Aber in der letzten Zeit fiel es ihm immer schwerer, den Weg zu seiner Grube oder auch zurückzugehen. Denn an dem Weg stand eine uralte Eiche. Die grüßte er jeden Tag, wie eigentlich alle Bäume und alle Lebewesen. Denn er wusste, dass sie beide nur zusammen existieren konnten. Und er war sich immer sicher gewesen, dass sich die mächtige Krone bei seinem Gruß kurz geneigt hatte, um auch ihm einen schönen Tag zu wünschen. Doch seit mehreren Tagen konnte er nicht mehr an der Eiche vorbei, ohne dass sie ihm mit einer ihrer zahlreichen Wurzeln ein Bein stellte. Egal was er auch versuchte, eine der Wurzeln schlang sich um seine Füße und brachte ihn zum Stolpern. Kein Wunder, dass seine Schienbeine grün und blau waren. Aber warum das alles? Er war sich keiner Schuld bewusst. Und während er sein letztes Tässchen Holunderblütentee für diesen Morgen trank und sich eine Pfeife stopfte beschloss er, an diesem Morgen der Sache auf den Grund zu gehen und seinen geliebten Berg heute ausnahmsweise zu vernachlässigen.§Er küsste seine Hyazintha unbeholfen auf die Nase (denn solche
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