Manche Vorhaben müssen einfach reifen. Nach mehr als sechs Jahren im Ruhestand fühle ich mich reif genug, um aus einem Riesenschatz an Erinnerungen, den ich nicht einfach unter einer dicken Staubschicht zurücklassen will, ein Bild der Fünfzigerjahre zu malen. Nicht die Welt der Archive, die...
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Manche Vorhaben müssen einfach reifen. Nach mehr als sechs Jahren im Ruhestand fühle ich mich reif genug, um aus einem Riesenschatz an Erinnerungen, den ich nicht einfach unter einer dicken Staubschicht zurücklassen will, ein Bild der Fünfzigerjahre zu malen. Nicht die Welt der Archive, die belegen, was wann und wo passiert ist. Meine Fakten kommen aus einer Kindheit, die genau ins erste Nachkriegsjahrzehnt passt und die es so nicht einfach in
jeder Kleinstadt gegeben hätte. Die Kaufbeurer sind schon eine
besondere Spezies. Und unser Mehrgenerationenhaus, in dem ich groß geworden bin, ist in Zeiten von Kita, Ganztagsschule und
Seniorenresidenz doch ziemlich aus der Mode gekommen, ebenso wie Hufschmied, Feinkostladen, Dunkelkammer und Schuhmacherwerkstatt.
Umbrüche und Erneuerungen prägen das Bild der Stadt in den Fünfzigerjahren. Die Sorge ums Sattwerden, Wohnungsnot und die Abhängigkeit von der Besatzungsmacht in wichtigen Dingen des städtischen Alltags sind noch allgegenwärtig. Aber die Kaufbeurer krempeln die Ärmel hoch und sagen Ja zu einem Neuanfang, auch wenn altehrwürdiges Handwerk und technische Innovationen noch lange Hand in Hand gehen. Wo die ersten Fernseher im Schaufenster stehen, werden in der Schmiede gegenüber noch Pferde beschlagen. Was Jahrhunderte unverändert überdauerte, soll der Modernisierung nicht im Weg stehen. Immer mehr Geschäftshäuser in den Altstadtgassen kommen aufgefrischt, aber auch mit den Zutaten des neuen Zeitgeschmacks unter der Erneuerungswelle zum Vorschein.
Leser meines Jahrgangs werden wahrscheinlich zustimmend
nicken, junge Leute von heute eher staunen oder auch das eine oder andere entdecken, das sie gerne in die Gegenwart herübernehmen
würden. Eine bunte Zeitreise in die Vergangenheit, mit vielen
Zwischenhalten - zum Erinnern und gleichsam zum Entdecken.
Robert Klingensteiner
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