Textprobe:
Kapitel 3. Das mechanistische Paradigma:
3.1. Der Mensch als eine reaktive Maschine:
Das mechanistische Paradigma folgt dem Leitbild der Mechanik und orientiert sich an der Metapher der Maschine. Die Welt, das Leben, die Entwicklung - alles hängt auf irgendeine Weise miteinander...
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Textprobe:
Kapitel 3. Das mechanistische Paradigma:
3.1. Der Mensch als eine reaktive Maschine:
Das mechanistische Paradigma folgt dem Leitbild der Mechanik und orientiert sich an der Metapher der Maschine. Die Welt, das Leben, die Entwicklung - alles hängt auf irgendeine Weise miteinander zusammen und folgt den Gesetzen und Kräften von Ursache-Wirkungsverschachtelungen. MILLER (1993) gebraucht hier treffend den Begriff des Uhrwerkes um die Weltverhältnisse zu beschreiben, die diesem Paradigma zugrunde liegen: Bestimmte Kräfte wirken auf die einzelnen Teile ein und setzten einen Mechanismus in Gang, der die Uhr von einem Zustand in einen anderen überführt. In der Konsequenz wird menschliches Verhalten bzw. menschlich-psychische Funktionen wie Denken, Fühlen, Wollen als Resultat wirkender Ursachen verstanden. Das Erscheinungsbild des Ganzen lässt sich immer auf seine einzelnen (ursächlichen) Komponenten zurückführen (Elementarismus). Wie die Bewegung des Uhrzeigers von dem Funktionieren des Uhrwerkes, und dieses wiederum von der Batterie etc. abhängt, so ist der Organismus im Maschinenmodell auf sich allein gestellt nicht aktiv, sondern allenfalls reaktiv. Der Mensch wird als ein passiver Reizempfänger verstanden, der nach der klassischen S-R-Konzeption (Stimulus-Response) durch bestimmt Reize aus seiner Umwelt zu einem bestimmten Verhalten stimuliert wird. WATSON (1924), der Begründer des Behaviorismus, behauptete einst, dem S-R-Postulat folgend, dass er mit der geeigneten äußeren Umgebung bzw. Beeinflussung aus jedem Mensch nach Belieben einen Rechtsanwalt, einen Verbrecher oder ein Genie machen könne. Eine solche Aussage spiegelt das mechanistisch-kausale Prinzip wieder, dass bestimmte einwirkende Kräfte auch eine bestimmte (und keine andere) Reaktion hervorrufen.
Wenn menschliches Verhalten in diesem Sinne dem Prinzip nach vorhersagbar wird, so auch nur, weil wesentliche Aspekte des Menschseins wie Reflexion, Emotionen und Subjektivität verleugnet oder ausgeklammert werden - sprich, geistige Phänomene existieren im mechanistischen Menschenverständnis nicht; was zählt ist Materielles, das was beobachtbar, messbar und zählbar ist. Aus einem geistig lebendigen Menschen wird eine menschliche Maschine. Aufgabe des Behavioristen sei es demnach - so WATSON - festzustellen, wofür die menschliche Maschine geeignet ist und brauchbare Vorhersagen über die künftigen Fähigkeiten zu machen, sobald die Gesellschaft solche Informationen benötigt. Wie scheinbar leicht es ist, eine Analogie vom Menschen zur Maschine zu konzipieren zeigt folgendes Zitat von Watson:
Was versteht der Behaviorist unter Persönlichkeit? (...) [Wir] wollen versuchen uns den Menschen als eine zusammengesetzte organische Maschine vorzustellen. Was wir damit meinen, ist nicht sehr kompliziert. Nimm vier Räder mit Reifen, Achsen, Differentialgetriebe, Benzinmotor und Karosserie; baue sie zusammen und wir haben ein Auto von einem bestimmten Typ. Das Auto ist für eine bestimmte Aufgabe geeignet. (...) In ähnlicher Weise ist dieser Mann, dieses organische Lebewesen, dieser John Doe, der, was die Teile betrifft, aus Kopf, Armen, Händen, Rumpf, Beinen, Füßen, Zehen und Nerven-, Muskel-, Drüsensystem aufgebaut ist (...) für bestimmte Arbeiten geeignet (Watson 1986, S.266).
WATSON ist jedoch nicht der Erste, der eine Gleichsetzung von Mensch und Maschine vollzog. Im neuzeitlichen abendländischen Denken ist diese Art von Relation immer schon präsent gewesen; etwa im 18 Jahrhundert durch die Untersuchungen von LAMETTRIE (1709-1751) und D`HOLBACH (1723-1789), welche die anthropologische Maschinentheorie wieder kräftig belebten; oder auch schon davor im 16. Jahrhundert bei DESCARTES (1596-1650), der den menschlichen Körper als Apparat begriff, der reflexiv auf sensorische Reize reagiert (davon zu unterscheiden ist sein Geistbegriff res cognitas).
Ein Analogschluss von Maschine und Mensch erweist sich insofern als rei
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